Kletter- und Wanderreise nach Sardinien

vom 01. bis 07.10.2023
Teilnehmende: Uschi, Sabine, Sonja, Andi, Heinrich, Reiner, Nicole und Fred

Organisation: Nicole Eller und Fred Wildfeuer

Nachdem zwei Personen krankheitsbedingt leider kurzfristig absagen mussten, machten sich 8 Kletter- und Wanderbegeisterte am Samstagnachmittag auf den Weg zum Münchner Flughafen, um mit der Air Dolomiti auf das Wander- und Kletterparadies Sardinien zu fliegen. Als wir aus dem Flugzeug ausstiegen, erwarteten uns in Olbia hochsommerliche Temperaturen und das spät abends. Die warmen Temperaturen begleiteten uns mit traumhaftem Wetter die ganze Woche über. Nach der Anmietung von Leihwägen ging es in eineinhalb Stunden zu unserem Basislager, dem Hotel Il Nuovo Gabbiano in Cala Gonone an der Ostküste Sardiniens. Vom Hotel aus, das sehr malerisch direkt am Hafen liegt, konnten wir bezaubernde Sonnenauf- und untergänge am Golf von Orosei genießen. Zum quirligen Zentrum von Cala Gonone waren es fußläufig nur wenige Minuten und wir nutzen jeden Nachmittag und Abend das vielfältige Angebot an Restaurants, Bars und Eisdielen. Auch ein schöner Strand befand sich in unmittelbarer Nähe des Hotels.

Folgende Wanderungen wurden von der Wandergruppe durchgeführt:

Tag 1: Die erste Wanderung führte uns gleich zu einem Wahrzeichen der Ostküste, der Cala Goloritze mit einer 147 Meter aufragenden Felsnadel, an der man auch klettern kann und wo sich ein traumhafter Strand befindet, der zum Sonnenbaden und Schwimmen einlädt. Selbstverständlich gingen wir nicht auf direktem Weg zu unserem Ziel, sondern nahmen einen kleinen Umweg über den Gipfel Punta Salinas. Von dort hatten wir einen atemberaubenden Tiefblick auf die Cala Goloritze und die Felsnadel, die von oben richtig winzig wirkte. Auf dem Weg zur Bucht fielen uns erstmalig Bäume mit seltsamen gelben Früchten auf, die wir so noch nicht gesehen hatten: Es handelte sich um Erdbeerbäume, die es auf Sardinien zahlreich gibt.

Tag 2: Da wir von der kurvenreichen Anreise zum Ausgangspunkt der Wanderung des ersten Tages etwas lädiert waren, beschlossen wir am zweiten Tag, direkt vom Hotel aus eine schöne Küstenwanderung zur Cala di Luna zu machen. Die Wanderung war im wahrsten Sinne des Wortes ein richtiges Auf und Ab bei schweißtreibenden Temperaturen, aber es boten sich immer wieder tolle Ausblicke auf den Golf von Orosei und das smaragdgrün schimmernde Meer. Der Strand der Cala di Luna entschädigte uns für die Strapazen der Wanderung und wir genossen in der Bar ein kühles Getränk, bevor lange am Strand relaxt, und die zahlreichen Höhlen, die sich direkt am Strand befinden, erkundet wurden. Den Rückweg nach Cala Gonone traten wir dann mit dem Boot an und ließen die zurückgelegte Wegstrecke vom Wasser aus an uns vorbeiziehen.  

Tag 3: Die Wanderung des dritten Tages war ein Kontrastprogramm zu den vorherigen Tagen: Wir machten eine Rundtour auf den Monte Corassi (1463 Meter), den höchste Punkt der Supramonte von Oliena. Die abwechslungsreiche Tour führte zunächst durch schattige Eichenwälder, bevor wir an den schroffen Kalkfelsen vorbeistiegen, die uns an wilde Türme der Dolomiten erinnerten. Am Joch der Scala ‚e Marras angekommen, eröffnete sich uns eine faszinierende Karstlandschaft, vergleichbar mit dem Steinernen Meer. Unser Blick schweifte in Richtung der höchsten Erhebungen des Gennargentu. Am Gipfel legten wir eine längere Pause ein und genossen die warmen Sonnenstrahlen, bevor wir über die Scala ‚e Pradu den Rückweg antraten.

Tag 4: Nachdem ein Teil der Wandergruppe einen Pausen- und Strandtag einlegte, schlossen Uschi und ich uns der Klettergruppe an, die uns in Santa Maria Navarrese absetzte, wo wir am Golf von Arbatax eine Küstenwanderung zu einem weiteren Wahrzeichen der Ostküste machen wollten, zur Pedra Longa. Die Felsnadel von Pedra Longa ragt 128 Meter aus dem Meer und sie weist dem Wanderer den Weg. Die Wanderstrecke am Meer entlang ist einfach nur atemberaubend und man kann sich an den Farbspielen des Meeres und den Küstenformationen nicht sattsehen. Am Küstenabschnitt der Pedra Longa befindet sich auch der Einstieg in den „Selvaggio Blu“, der als eine der schwierigsten, wenn nicht sogar die schwierigste Trekkingroute Italiens gilt und der über sieben fordernde Etappen verfügt. Im Café in Pedra Longa trafen wir zufällig auf unsere Klettergruppe, die in der Nähe klettern wollte und auf Abkühlung am Kletterfelsen wartete. Um die Mittagszeit war es schlichtweg noch zu warm zum Klettern. Wir entschieden uns, mit der Gruppe ein Stück mitzufahren und noch eine kleine Wanderung auf den Monte Moro (669 Meter) anzuschließen. Auf den Weg zum Gipfel mussten wir einige spannendere Passagen überwinden, unter anderem einen Durchschlupf zwischen zwei Felsblöcken, bevor wir am Gipfel einen schönen Blick auf die Ortschaft von Santa Maria Navarrese und den Golf von Arbatax hatten.

Tag 5: Die Wanderung des nächsten Tages führte uns vom Pass Senna Silana aus in die Schlucht von Gorropu (Gola su Gorropu), eine der tiefsten Schluchten Europas. Über 700 Höhenmeter Abstieg mussten zunächst durch abwechslungsreiche Vegetation zurückgelegt werden, bevor wir die Schlucht betreten durften. Die links und rechts aufragenden Felswände sind bisweilen mehrere hundert Meter hoch, überhängend und absolut beeindruckend. Die Schlucht ist in drei Abschnitte untergliedert: Ein grüner Teil, der überwiegend leicht zu durchwandern ist. Ein gelber Bereich, der bereits Klettergeschick erfordert und ein roter Abschnitt, der nur in Begleitung eines Guides und mit entsprechender Ausrüstung betreten werden sollte. Wir begnügten uns mit dem grünen und dem gelben Schluchtbereich.   

Tag 6: Wir wollten natürlich nicht abreisen, ohne dem höchsten Gipfel der Insel einen Besuch abzustatten. Insofern führte uns die letzte Wanderung auf das Dach Sardiniens, auf die Punta la Marmora (1833 Meter). Die Rundtour brachte uns zunächst auf den Gipfel Brunca Spina, wo wir von einigen Sendeanlagen und der Liftstation begrüßt wurden, die, laut Aussage des Kompass-Wanderführers, nur bei Bedarf in Betrieb genommen wird. Bei den hochsommerlichen Temperaturen, die Anfang Oktober noch herrschten, konnten wir uns nur schwer vorstellen, dass es in Sardinien überhaupt jemals schneit. Der Weiterweg auf den höchsten Punkt führt bisweilen über einen schönen Grat, von dem aus man wunderschöne Ausblicke in das Landesinnere hat. Schon von weitem erblickt man das riesige Gipfelkreuz, an dem wir eine ausgiebige Rast einlegten und unsere Blicke schweifen ließen.

Tag 7: Da unser Rückflug erst für 21 Uhr angesetzt war, beschlossen wir, auch den letzten Tag noch ausgiebig zu nutzen und fuhren gemeinsam (mit Ausnahme von zwei Personen, die noch eine weitere Woche auf Sardinien blieben) an die Costa Smeralda nördlich von Olbia, um unsere schöne Aktivwoche entsprechend ausklingen zu lassen. Am Strand der Costa Smeralda wussten wir, woher der Küstenabschnitt seinen Namen hat: Italienisch Smeralda bedeutet Smaragd und das Meer dort schimmert in den schönsten smaragdgrünen Farben.        

Aber auch die Klettergruppe, bestehend aus Sonja, Heiner, Reiner und Fred, war nicht faul und ging jeden Tag in die Vertikale (bevor nachmittags am Strand die Horizontale angesagt war). Gleich am Tag nach der Anreise machten wir Kletterer uns auf den Weg zum Klettergebiet Buchi Arta. Die dortigen Felsen liegen südlich von Cala Gonone, in einem Hochtal. Erreichbar ist das Gebiet mit dem Auto über eine teilweise ausgesetzte, sehr enge Schotterpiste. Nachdem man diese erste Herausforderung gemeistert hatte, wurde man zunächst mit einem sehr kurzen Zustieg (ca. 2 Minuten) und mit tollen, bestens abgesicherten und langen Sportkletterrouten belohnt. Ein perfekter Einstieg in die Woche. Allerdings ist das Gebiet ein großer Klassiker in der Region und hin und wieder mit Kletterfreaks geradezu überfüllt. Als wir ein paar Tage nochmal in Buchi Arta waren, mussten wir fast Platzkarten ziehen, so voll war es dann. Am nächsten Tag, dem Montag, ging es dann nach Cala Fuili, das ebenfalls südlich von Cala Gonone liegt. Cala Fuili ist über eine Teerstraße in unmittelbarer Meeresnähe gut mit dem Auto erreichbar. Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man ein trockenes Flusstal, wo man sich entlang des Tals süd- und nordseitige Wände aussuchen kann. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen vertrieben wir uns die Kletterzeit in den Nordwänden, wieder in perfektem Kalkgestein und bei sehr guter Absicherung. Cala Fuili hat zudem den Vorteil, dass in unmittelbarer Nähe eine wunderbare Bucht liegt. Nach dem Klettern haben wir so auch noch ein paar Bahnen im warmen Mittelmeer ziehen können. Am Dienstag war dann zunächst der Plan, den Tag gemütlich anbrechen zu lassen und anschließend nachmittags einen Felsen nördlich von Cala Gonone anzusteuern. Der Kletterführer Pietra di Luna versprach für das angepeilte Gebiet ab Mittag Schatten. Perfekt also, dachten wir. Allerdings weist der genannte Kletterführer an vielen Stellen eher Züge eines Märchenbuches auf und nimmt es mit Fakten nicht so genau. So kam es, dass wir nach einem 45-minütigen Zustieg auch um 2 Uhr nachmittags noch in der prallen Sonne standen. Kein Schatten weit und breit. An Klettern war nicht zu denken, es war dort viel zu warm. Wir mussten somit umplanen. Wieder 45 Minuten zurück zum Auto, die Stimmung leicht bis mittelmäßig gedrückt, der Körper schon etwas dehydriert. Wir fanden dann aber zum Glück ganz in Strandnähe noch eine schattige Grotte zum Klettern. Das Biddiriscottai genannte Gebiet bietet neben wunderbaren Plattenrouten auch überhängende Sinter- und Dachtouren, wiederum sehr gut abgesichert und in unmittelbarer Nähe zum Meer. So fand auch dieser Tag noch einen hervorragenden Abschluss. Am Mittwoch ging es dann weiter nach Süden, in die Gegend von Baunei. Dort peilten wir das Gebiet Crêuza de Mä an. Unser Märchen- äh Kletterbuch versprach ab Mittag Schatten. Dank der großen Genauigkeit des Buches mussten wir jedoch erst eine Bar in Strandnähe ansteuern, bevor dann am Nachmittag schließlich doch noch die Sonne aus der Wand verschwand und wir ein paar hervorragende Kletterrouten unter die Finger und Sohlen nehmen konnten. Am Donnerstag blieben wir dann wieder in der Nähe unseres Basislagers und steuerten ein zweites Mal Buchi Arta an. Diesmal war es hier deutlich voller und man musste zum Teil fast um Kletterrouten anstehen. Nahezu fest in deutscher Hand, konnte man auch einige Besonderheiten der kletternden Landsmänner und -frauen kennen lernen. Z. B. das klare Reservieren von Routen durch davor abgelegte Klettersachen. Wir fanden trotzdem erneut ein paar hervorragende Touren in Buchi Arta und waren somit auch mit diesem Tag sehr zufrieden. Für den letzten Klettertag, den Freitag, fiel die Wahl dann auf einen Berg etwas westlich von Cala Gonone. Wir steuerten in der Früh den Monte Bonacoa an, den unser Märchenbuch für den Vormittag als im Schatten liegend empfahl. Und so wie Märchen ja manchmal einen wahren Kern haben, so war es auch diesmal mit unserem Kletterführer. Wir fanden in der Tat schattige Routen vor, garniert mit einem hervorragenden Panorama über die nahe Felsküste und das blaue Mittelmeer. Da konnte man auch mal locker darüber hinwegsehen, dass die Kletterrouten am Monte Bonacoa durchaus anspruchsvoller, glatter und spärlicher abgesichert waren. Dachten wir aufgrund der Klettererlebnisse der Tage zuvor, dass aus uns noch richtig saugute Kletterer werden könnten, kleine Huaber Buam und Deandl praktisch, so wurden wir hier wieder auf ein gesundes Maß zurechtgestutzt. Von Haken zu Haken zitternd, kämpfend, auf rutschigen Tritten herumeiernd, nicht zitierfähig fluchend. Aber schlussendlich hat es auch an diesem letzten Klettertag gepasst, gerade auch wegen den Herausforderungen und dem Panorama.

Mit einem Rucksack an unvergesslichen Erinnerungen und schönen Erlebnissen kamen wir wieder zuhause an. Wir alle sind uns einig, dass die Kombination aus Bergen und Meer, Wanderungen und Kraxeleien und anschließendem Bad im Meer etwas ganz Besonderes ist. Der eine oder die andere war sicherlich nicht zum letzten Mal auf Sardinien.  

Text: Nicole und Fred
Fotos: Teilnehmer