Bergtour Benediktenwand (2011)

Benediktenwand-Überschreitung – umweltfreundlich

Leitung: Birgit
Eckdaten: Sepp
Es schrieb: Regine

Dabei waren: Birgit und Hans, Peter, Betti und Holger, Ferdl, Sepp P., Carmen, Silvia und Helmut, Pius und Luise, Hans Bredl, Konrad, Regine.

Anmerkung: Diese Tourbeschreibung wird wegen des hohen ökologischen Anspruchs mit Ökopunkten (Öp, Plural: Öpe) bewertet.

Pünktlich um sechs Uhr starten wir unsere Tour in der Waldbahn Richtung Plattling. Birgit hat die Zugfahrt geschickt eingefädelt: Wir müssen 3 Mal umsteigen, so kommt es nicht zu unnötigem Wegdämmern und das gegenseitige Beschnuppern der Gruppe ist gesichert. Die Wahl -Zug statt Auto – bringt außerdem schon viele Öpe mit sich, sagen wir 10, schließlich wollen wir hier neben Höhenmetern auch ordentlich Punkte für unser umweltfreundliches Konto sammeln. Nach einem Kaffee-Stop in München geht’s weiter Richtung Benediktbeuren.

Es nieselt ein bisschen. Der Hüttenaufstieg vom Bahnhof (631Hm, 10.35 Uhr) über Gschwendt (660 Hm), lässt viel Zeit zum Schauen und Reden. Kaum ein Blümchen wird auf dieser Tour unerkannt bleiben, denn Karmen bringt großes botanisches Wissen mit. Ein plötzlich auftretender Aufstiegsgipfel muss mit einem „Stamperl“ gewürdigt werden. Maxl Witze können von mir als Lehrerin leider nicht adäquat wiedergegeben werden. Die Luft ist noch ein bisschen feucht, doch es wird ansatzweise schon ein bisschen heller.

Um halb zwei erreichen wir die Tutzinger Hütte (1327Hm). Neben der hübschen „alten“ Hütte eine nigelnagelneue, bei der laut Birgits Recherche kein ökologisches Detail dem Zufall überlassen wurde. Von Materialeinsatz bis Energieversorgung, alles einwandfrei. Die Klettergriffe an der Rückseite und im Gang sind vermutlich die einzig nicht natürlichen Elemente der Hütte. Durch Benutzung dieser besonders umweltverträglichen Hütte erwerben wir weitere 10 Öpe und vergeben dem Wirt auch ein Dutzend. Wir müssen davon jedoch gleich wieder ein paar abziehen, weil das Erhöhen der Lautstärke im undeutlichen Ausruf von Speisetiteln deutlich energiefreundlicher gestaltet werden könnte. Einzig ein kleiner Sprint zur Essensausgabe führt hier zum Erfolg, ansonsten wird zuerst der Rest der Hütte verköstigt. Zum Schluss wird jeder satt. Der Tag ist noch jung, also gehen die meisten der Gruppe anschließend schon einmal in Richtung Benediktenwand. Und wenn man dann schon mal oben ist, kann man auch gleich die ganze Runde gehen. Ein paar nehmen auch noch das Brandköpfl mit. Man schiebt einen zusätzlichen Tisch zu unserem. Die zu uns geführten Damen entpuppen sich als Einheimische (aus Weißenstein bei Regen) und konnten möglicherweise schon für eine Mitgliedschaft beim heimatlichen DAV geworben werden. Nach dem Abendessen wartet die Hütte mit einem unerwarteten Ereignis auf uns. Heute im Ring: vorwiegend weibliche internationale Studentengruppe gegen Junggesellenabschied. Quasi intellektuell- und interkultureller Alkoholgenuss größeren Ausmaßes gegen Kampftrinktechnik. Anfangs eher unauffällig, so steigern sich beide Gruppen kontinuierlich in Alkohol- und Lautstärkepegel. Selbstverständlich muss der eigene Ton auch etwas verstärkt werden um kleine Gespräche am laufen zu halten. Erstaunt ergeben wir uns irgendwann der akustischen Hintergrundkulisse, die sich zu einem lauten Rauschen verdichtet. Mischung aus Autobahn und Disko. Prima eigentlich, man sitzt einfach nur so da, muss selbst nicht mehr sprechen und kann ganz gemütlich vor sich hindösen. Nachtruhe am verträglichsten mit Ohropax.

Um acht Uhr, nach dem Frühstück heißt´s  nach altbekannter Gerd-Manier: „Säcke aufnehmen!“. In umgekehrter Runde führt unser Weg bei Sonnenschein hoch zum Gipfel der Benediktenwand. Je höher wir steigen, desto schöner der Fernblick: nach Norden in die Ebene des Alpenvorlandes, nach Süden die ganze Alpenpanoramapracht. Wieder werden Pflanzen bewundert und bestimmt, insgesamt rund 42, darunter die wilde Waldreb , Alpenanemone und Brillenschötchen. Der Weg ist nass und lehmig. Reibungsfreies Gehen im steilen Gelände lässt der Konzentration keine Pause.  Am Gipfel der Benediktenwand (1801 Hm, 9.15 Uhr) sehen sich unsere Wanderstiefel zum verwechseln ähnlich: erdfarben. Küsschen, Schnaps, Foto und weiter geht’s. Auf und ab, glitschig und schmierig klettern und rutschen wir über die „Achselköpfe“.

Ein großes Hüngerchen lässt uns die 12-Uhr Pause 20 Minuten früher ansetzen. An einem der wenigen trockenen Wiesenhängen des Probstalmsattels fädeln unsere Füße vorsichtig zwischen den geschützten oder nur schönen Blumen ein, was uns weitere 5 Öpe einbringt. Ein wunderschöner Ort in absoluter Ruhe. Segelflieger, Paraglider und ein Vogel fliegen lautlos über uns Formationen. 12.12Uhr: Etwas steif machen wir uns wieder auf den Weg. Wir passieren den Latschenkopf (1713Hm) – Holger erwirbt durch das Aufsammeln eines fremden Riegelpapiers einen weiteren Öp, den vorderen Kirchstein (1670Hm), das Stangeneck (1646Hm) – Hans schleppt einen von Konrad liebevoll aufgelegten Felsbrocken – , Brauneck (1555Hm) – das Geschirrtuch (Konrad macht es uns vor)  eignet sich nicht nur wunderbar zum Schweißentfernen, sondern verwandelt den adretten Bergsteiger auch kurzerhand zum kleidsamen Gipfel-Scheich.

Die entgegenkommenden Wanderer werden immer sauberer: ein sicheres Zeichen für die nahende Zivilisation. In der Braunecker Hütte (1540Hm, 13.55Uhr) kehren wir ein und genießen ein erfrischendes Ankunftsgetränk. Mit der Brauneckbahn fahren wir um 15 Uhr Richtung Tal und erreichen zu Fuß im direkten Anschluss (15.50 Uhr) den Zug in Lenggries. Umsteigen in München. Haben wir bis zu diesem Zeitpunkt gedacht, die Herausforderungen der Tour bewältigt zu haben, so unterliegen wir einem großen Irrtum. Der Zug ist brechend voll und so zwicken wir im Gang zwischen Koffern, Rucksäcken und Menschen. Verschärft wird die Situation noch, als sich herausstellt, dass keine Toilette aktiv ist. Ein bisschen Dosenbier lässt unserer guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tun. Betti hat alle leeren Dosen vorbildlich eingesammelt und fährt weitere wichtige Öpe ein. (Holger und Betti wollen sich vom Pfand eine Hochzeitsreise auf die Malediven leisten – na, ein Anfang ist gemacht). In Plattling (17.23 Uhr) ein letztes Mal umgestiegen, sind wir dankbar uns in die Sitze zu kauern.

Am Ende sind wir stolz auf unser prall gefülltes Öko-Konto, mit dem guten Gefühl alles richtig gemacht zu haben. Die Bahn hat unsere Geduldsfäden etwas strapaziert. Die Unabhängigkeit einer solchen Tour wiederum ist toll. Vielen Dank an Birgit, die uns diese tolle Erfahrung möglich gemacht hat:  Belohnung 100 Öpe
 

 

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